Widerstand gegen das blanke Wirtschaftswachstum
Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 15. April 2015
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Sicher haben Sie den Soziologen und Sozialpsychologen Professor Dr. Harald Welzer schon in der einen oder anderen Gesprächsrunde in den Qualitätssendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens erlebt.Der Öffentlichkeit ist er auch durch seine in 22 Sprachen übersetzten Bücher bekannt geworden, z.B. „Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand“, Frankfurt/M, 2013. Nach der Miteilung des Rats für nachhaltige Entwicklung steht er nach dem Ranking des Georg-Duttweiler-Instituts von 2013 Jahr unter den 100 wichtigsten Vordenkern weltweit .
Seine Gedanken zur Ratlosigkeit unserer Überflussgesellschaft mit ihrem krankhaften Zwang zur Förderung des Wirtschaftswachstums sind fruchtbar auch für die Beurteilung der Grundfragen der richtigen Ernährung der heutigen Menschen.
Wie ich schon in meinem Beitrag über die Macht der (Ess-) Gewohnheiten – http://www.essenspausen.com/ess-gewohnheiten-sind-maechtig/ – geschrieben habe, können wir ohne klare Handlungsanweiseungen psychisch nur sehr schlecht zurecht kommen. Wenn das Leben zu kompliziert ist und uns zu viele Handlungsoptionen lässt,frustriert uns das mehr als eine ungerechtfertige Einschränkung unserer Handlungfreiheit das je tun könnte. Darum begnügen sich viele Menschen für ihre Informationen über die Welt mit den schnellen und platten Lügen von Käseblättern wie der BILD-Zeitung und meinen, einen Überblick schon durch die Nachrichten in Funk und Fernsehen gewinnen zu können.
Ich habe den Eindruck, dass eigentlich alle Menschen bestrebt sind, sich klug zu verhalten. Das bedeutet, dass sie sich nicht von der unendlichen Freiheit, Fehler machen zu können, erschlagen lassen. Lebensklug handeln wir nur, wenn wir darauf aus sind, aus jeder Situation das Beste zu machen. In der Überflussgesellschaft heißt das, dass reich nicht der ist, der viel hat, sondern der, der wenig braucht.
Bezogen auf das richtige Essen heißt das, dass dass wir uns dem Wahnsinn der Wachtumsgesellschaft widersetzen sollten. Nach Welzer sind gute Beispiel dafür die Schaffung von Mehrgenerationenhäusern, die Einrichtung von Gemeinschaftsgärten, die Beteiligung an Einkaufsgenossenschaften mit Bio-Bauern und die Versorgung auch mit Bedarfsgegenständen aus der Region. Wir müssen uns der Globalisierung aller Produktion widersetzen, da diese den Menschen regional die Erwerbsmöglichkeiten nimmt und – bei ungebunden freiem Handel überall in der Welt (z.B.TTIP)- nur die Großkonzerne begünstigt, die alle lokalen Produzenten untergehen lässt.
Mit diesem Blick auf die Welt kauft es sich auch im Supermarkt anders ein als wenn man sich nur von der Werbung an der Nase herumführen lässt.
Ich schalge nur vor,dass sich jeder, der über diese Dinge nachdenkt, auch anfängt, etwas zu ändern. In der ganzen Gesellschaft ändert sich dagegen ganz sicher nichts, solange unsere Politik noch blind propagiert, die Wirtschaft müsse frei sein und dass es Deutschland gut ginge,wenn die Exportüberschüsse gut sind, auch wenn Millionen mehr Menschen so wenig verdienen, dass sie davon nicht anständig leben können.